fish international | 19.05.2022

Klimawandel verändert die Fischwirtschaft

Auswirkungen schon spürbar | Zentrales Thema auf der fish international

Der Klimawandel ist kein abstraktes Konstrukt, er ist bereits vor unserer Haustür angekommen und wirkt sich auf die Fischbestände in Nord- und Ostsee aus. Aber nicht nur deshalb ist Klimaschutz das Gebot der Stunde und ein wichtiges Thema für die Fischwirtschaft: Wer im eigenen Unternehmen in Klimaschutz investiert, kann dadurch unter Umständen seine Betriebskosten senken – und außerdem wichtige Signale an die Kundschaft senden. Auf der fish international in der MESSE BREMEN (4. bis 6. September) wird daher auch das Thema Klimaschutz in Fachvorträgen und Diskussionen aus diversen Perspektiven beleuchtet.

Nord- und Ostsee werden immer wärmer. Seit den 1980er-Jahren hat sich die jährliche Durchschnittstemperatur des Wassers vor den deutschen Küsten um bis zu 2,0°C erhöht. Die Auswirkungen sind bereits deutlich zu spüren. „Zum Beispiel wandert der an kälteres Wasser gewöhnte Kabeljau in der Nordsee Richtung Norden ab; von Süden rücken eher wärmeliebende Arten wie beispielsweise Tintenfische, Sardinen und Sardellen oder Meerbarben nach“, sagt der Meeresbiologe und Leiter des Bremerhavener Thünen-Institutes für Seefischerei, Dr. Gerd Kraus. Die Folgen in der weitgehend von Land umschlossenen Ostsee sind noch gravierender: „Fische wie der Dorsch können dort nicht weiter nach Norden ausweichen, die Produktivität nimmt ab und die Bestände gehen zurück.“

fish international mit Lösungsansätzen für klimafreundlichere Fischwirtschaft

Der Klimawandel wirkt sich in der Folge natürlich auch auf die Fischerei aus. Die Nordsee-Fischer haben vielleicht noch Glück, weil sie neue Nutzfischarten anstelle der zunehmend abwandernden vorfinden. Den alten Arten einfach zu folgen, wird unter Umständen nicht möglich sein: Sie ziehen auch in die Gewässer anderer Fischereinationen wie Norwegen und Island, die – wie einst beim Rotbarsch – auf ihre Fangrechte in den 200-Seemeilen-Zonen pochen. „Das bewährte europäische System der relativen Stabilität der Fangquoten wird so unter Umständen ausgehebelt“, warnt Dr. Kraus. In der Ostsee ist die Entwicklung noch dramatischer: „Dort kommt es aktuell zu so drastischen Einschnitten beim Heringsbestand der westlichen Ostsee, dass vielen Betrieben die Wirtschaftsgrundlage entzogen wird.“

Diese spürbaren Veränderungen sorgen langsam aber sicher für ein größeres Bewusstsein in Politik und Gesellschaft. „Immer mehr Menschen erkennen, dass dem Wissen über den Klimawandel ein Handeln zum Klimaschutz folgen muss“, sagt Silvia Freeborn, die in der gemeinnützigen Initiative myclimate Firmen aus dem Lebensmittelbereich zu Klimaschutzfragen berät. Sowohl Geschäftspartner als auch Verbraucher erwarten zunehmend Informationen von Lebensmittelherstellern über die Klimaaspekte ihrer Produkte. Der Wunsch zu handeln, wächst auch in der Fischwirtschaft selbst. Aber: „Gerade die Verantwortlichen in den kleinen und mittleren Betrieben fragen sich, was sie ganz praktisch für den Klimaschutz tun können“, sagt Sabine Wedell, Projektleiterin der MESSE BREMEN für die fish international. Deswegen hat sie dem Thema im Programm des deutschlandweit einzigartigen Branchentreffs breiten Raum gegeben und namhafte Referentinnen und Referenten für Fachvorträge und Diskussionen gewonnen.

Den CO2-Fußabdruck verringern: Wertschöpfung durch Co-Produkte

Der Maßstab für die Klimabelastung ist der „CO2-Fußabdruck“ – neudeutsch carbon-footprint – eines Unternehmens oder seines Produktes. „Bei der Bewertung eines Produktes muss man die Klimawirkung des ganzen Lebensweges betrachten und somit vor allem berücksichtigen, wie viel Energie an welcher Stelle verbraucht wird“, fasst Prof. Norbert Reintjes das Prinzip zusammen. Für den Fußabdruck eines Fischfilets ist etwa der Treibstoffverbrauch des Fangschiffes ebenso zu berücksichtigen wie der Strombedarf für die Verarbeitung und die Kühlung des Produktes bis hin zum Transport und zur Kühltheke an der Verkaufsstelle. Dieses Gesamtbild ist nicht einfach zu erzeugen, weiß der Wissenschaftler, der an der Technischen Hochschule Industrielle Ökologie unterrichtet: „Je nachdem, mit welchem Bezug man Produkte miteinander vergleicht, kann das Ergebnis höchst unterschiedlich sein.“ Vergleicht man beispielsweise Fischarten miteinander, kann es relevant sein, „ob der Bezugspunkt das Frischgewicht, das Gewicht der Filets oder der Proteingehalt ist“.

Der mit Hilfe von Fachberatern erstellte CO2-Fußabdruck kann zu wichtigen Weichenstellungen im Unternehmen führen. „Der CO2-Fußabdruck lässt sich in der Regel durch eine Optimierung der relevanten Energieverbräuche verringern“, sagt Reintjes. Er ließe sich aber auch durch eine bessere Nutzung des Rohstoffes verringern: „Wenn man neben dem Filet auch möglichst viele weitere Teile des Fisches in Produkte verwandelt, teilt sich die Klimawirkung des Fischfangs und der Verarbeitung auf diese Produkte auf.“

Derzeit verfolgt Reintjes derartige Projekte auf Island. Mit dem „Ocean Cluster“ ist dort ein Netzwerk aus Unternehmen entstanden, die Reste aus der Fischverarbeitung für neue Produkte nutzen. Ein erfolgreiches Beispiel ist eine Firma, die aus Fischhaut ein medizinisches Produkt für die Behandlung schwerster Hautverletzungen entwickelt hat. „Nach nur wenigen Jahren liegt der Umsatz jetzt schon im zweistelligen Millionenbereich“, berichtet Reintjes.

Beratung unter dem Motto „do the best, offset the rest“

Bei der komplexen Aufgabe, den carbon-footprint zu ermitteln, steht das myclimate-Team ratsuchenden Unternehmen zur Seite. Gemeinsam mit ihnen entwickeln die Klimaschutz-Profis anschließend Ideen, Konzepte und Maßnahmen, den klimaschädlichen Fußabdruck zu verkleinern. Zudem bietet die gemeinnützige Institution den Firmen Bildungsprogramme für die Auszubildenden, Beschäftigten und natürlich auch die Geschäftsführung von Unternehmen an: „Wissen ist auch beim Klimaschutz die Voraussetzung für das Handeln“, betont Silvia Freeborn.

Getreu dem Motto von myclimate „do the best, offset the rest“ sollen CO2-​Emissionen gar nicht erst entstehen, sondern vermieden werden. Da es für das Klima aber vor allem wichtig ist, dass die weltweiten Emissionen in der Summe abnehmen, können unvermeidbare Emissionen auch kompensiert werden. Für Emissionen, die nicht vermieden werden können oder aktuell noch nicht reduziert wurden, bietet myclimate auch die Kompensationsmöglichkeit in hochwertigen Klimaschutzprojekten an. Klassischerweise handelt es sich um Vorhaben wie beispielsweise Projekte zum Walderhalt oder Aufforstungsmaßnahmen, die dafür sorgen, dass eine bestimmte Menge des Treibhausgases Kohlendioxid gebunden wird. „Dazu gehören aber auch Programme direkt hier in Deutschland“, so Silvia Freeborn.

Der Einstieg in praktische Maßnahmen zum Klimaschutz führt für die Fischwirtschaft über den myclimate-Stand auf der fish international: „Wir stehen während der ganzen Messe als Ansprechpartner zur Verfügung“, betont Silvia Freeborn. Dass Wissen anschließend zum Handeln führt, weiß auch Sabine Wedell: „Gemeinsam mit myclimate entwickeln wir ein Klimakonzept für die fish international und unsere anderen Veranstaltungen.“ Die Motivation ist dabei die gleiche, die auch die Fischwirtschaft antreiben sollte: „Es liegt in unserem eigenen Interesse und wird von den Teilnehmenden und Partnern erwartet.“

 

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